
Welches Medikament ist bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen am wirksamsten und hat am wenigsten Nebenwirkungen? Die Antwort lautet: Sport. Den Stellenwert von Bewegung hat jetzt erneut eine gerade veröffentlichte Studie aus Südkorea herausgestellt. Bisher gründeten sich die Empfehlungen zur körperlichen Aktivität nämlich auf Studien an gesunden Menschen. Allerdings war über die Wirkung bei Patienten mit bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, also letztlich in der Sekundärprävention, war bisher nicht so viel bekannt.
In dieser Kohortenstudie wurden insgesamt 441.798 Probanden über im Mittel 5,9 Jahre verfolgt, davon 131.558 mit und 310.240 ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen. Primärer Endpunkt war die Gesamtsterblichkeit. Die körperliche Aktivität wurde in MET-min erhoben. Dabei entsprechen 500 MET-min 125 min moderater körperlicher Aktivität (z.B. schnelles Gehen, langsames Fahrradfahren oder Tennis im Doppel). Aktuelle Leitlinien empfehlen 500-1000 MET-min/Woche. Die WHO mit 150 min moderater Aktivität pro Woche liegt damit bei 600 MET-min/Woche.
Herz-Kreislauf-Kranke profitieren stärker von zusätzlicher Aktivität
Herz-Kreislauf-Kranke waren insgesamt etwas weniger aktiv als ihre gesunde Vergleichsgruppe (im Mittel 520 vs. 540 Met-min/Woche), genauso war auch ihre Sterblichkeit um das 2,57fache erhöht. Es zeigte sich, dass mit zunehmender körperlicher Aktivität das Sterblichkeitsrisiko sank, sowohl bei denen mit als auch ohne Vorerkrankung des Herz-Kreislauf-Systems. Die Gruppe mit Vorerkrankung profitierten aber stärker von einem erhöhten Aktivitätsniveau. Für alle 500 MET-min/Woche, die sie sich mehr bewegten, konnte die Sterblichkeit um 14% reduziert werden. Bei den Gesunden waren es nur 7%. In beiden Gruppen waren die ersten 500 MET-min am wirksamsten. Bei den Vorerkrankten konnte aber auch bei einer weiteren Steigerung der Aktivität ein zunehmender Rückgang der Mortalität festgestellt werden. Das führte dazu, dass das Sterblichkeitsrisiko eines Herz-Kreislauf-Kranken mit mehr als 1000 MET-min signifikant geringer war als das eines Herz-Kreislauf-Gesunden, der sich nicht bewegt.

Schwächen dieser Studie waren, dass die Erhebung der Aktivität über Selbstauskünfte erfolgte und dass durch das Design als Beobachtungsstudie keine Aussage über die Kausalität zulässig ist.
Was wir aus dieser Studie lernen können, ist einerseits, dass Sport gut für unsere Gesundheit ist und andererseits, dass Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen umso mehr davon profitieren.
Quellen
Jeong, S. W., Kim, S. H., Kang, S. H., Kim, H. J., Yoon, C. H., Youn, T. J., & Chae, I. H. (2019). Mortality reduction with physical activity in patients with and without cardiovascular disease. European Heart Journal.