
Beim Hüftimpingement oder genauer femoro-acetabulären Impingement kommt es durch Veränderungen am gelenknahen Oberschenkelhals oder an der Hüftpfanne zu einem Kontakt der beiden. Dies verursacht nicht nur Schmerzen, sondern kann langfristig möglicherweise zu Knorpelschäden und Arthrose führen.
Auf einen Blick
- Beim femoro-acetabulären Impingement kommt es zu einem verfrühten Kontakt zwischen Hüftpfanne und dem gelenknahen Oberschenkelhals bei Bewegung.
- Dies führt zu Bewegungseinschränkungen und Schmerzen.
- Die konservative Therapie beinhaltet Schmerzmittel, ein Vermeiden der auslösenden Bewegungen und Physiotherapie sowie ggf. Injektionen in das Hüftgelenk.
- Wenn die konservative Therapie versagt, stehen offene und arthroskopische Verfahren zur chirurgischen Behandlung zur Verfügung.
Anatomie
Das Hüftgelenk wird vom Hüftknochen und dem Oberchenkelknochen gebildet. Der Oberschenkelknochen (Femur) bildet den Gelenkkopf und der Hüftknochen (Os coxae) stellt die Gelenkpfanne (Acetabulum). Der Rand des Acetabulums setzt sich in eine Knorpellippe fort, das Labrum. Dieses umschließt den Femurkopf und funktioniert wie eine Art Saugnapf. Dadurch verleiht das Labrum dem Hüftgelenk mehr Stabilität.
Definition
Das Hüftimpingement (FAI) ist als ein Kontakt von Oberschenkelknochen und Hüftpfanne innerhalb der normalen Bewegungsausmaße definiert. Dieser wird durch Veränderungen am Acetabulum oder am Kopf-Hals-Übergang des Oberschenkelknochens verursacht.
Einteilung und typische Patienten
Dabei unterscheidet man das Cam-Impingement vom Pincer-Impingement. Das Cam-Impingement tritt typischerweise bei jungen Männern auf. Ihm liegen ein unrunder Femurkopf mit einem flachen oder konvexen Kopf-Hals-Übergang zugrunde. Das Pincer-Impingement betrifft eher Frauen mittleren Alters. Hier ist die Gelenkpfanne entweder zu tief oder falsch ausgerichtet. In etwa 42% der Fälle können auch Mischformen vorliegen. Auf lange Sicht kann ein Hüftimpingement möglicherweise zu Knorpelschäden und auch zu Arthrose führen. In der Regel tritt es bei Patienten unter 50 Jahren auf. Eine typische Anamnese ist ein schleichendes Einsetzen von Leisten- oder Gesäßschmerzen und eine eingeschränkte endgradige Beweglichkeit.

Bildgebung beim Hüftimpingement
Um dem ganzen auf dem Grund zu gehen, sollte bei Verdacht auf femoro-acetabuläres Impingement eine Bildgebung erfolgen. Eine Beckenübersichtsaufnahme im Röntgen kann dabei erste Hinweise auf Veränderungen des Hüftgelenks geben (z.B. Arthrose) und dient aber hauptsächlich dem Ausschluss anderer Ursachen (Rückenbeschwerden, ISG-Problematiken, etc.). Neben weiteren Spezialröntgenaufnahmen ist vor allem ein Arthro-MRT des Hüftgelenks von Interesse. Dabei wird Kontrastmittel in das Gelenk injiziert und ein hochauflösendes Bild des Gelenks gemacht. So kann man auch kleinere Veränderungen der Knochen, des Knorpels und des Labrums sowie freie Gelenkkörper identifizieren.
Therapie des FAI
Die Therapie sollte sich nach der Symptomatik des Patienten richten. Auch wenn bei vielen Menschen radiologisch ein Hüftimpingement nachgewiesen werden kann, haben nicht alle entsprechende Symptome. Daher ist es umso wichtiger, die Patienten herauszufiltern, die tatsächlich aufgrund eines Hüftimpingements Beschwerden haben. Außerdem ist es umstritten, ob eine frühzeitige OP tatsächlich Arthrose verhindern kann. Das Ziel ist zunächst eine Besserung der Symptomatik und Reduktion der Schmerzen.
Als Teil der konservativen Therapie sind zuallererst Aktivitäten zu vermeiden, die die Symptome verschlechtern. Ziel einer Physiotherapie sollte auch der Erhalt der Muskelkraft sein. Unterstützend können Schmerzmittel (NSAR) eingenommen werden. Eine weitere Option sind Injektion von ACP oder Hyaluronsäure in das Hüftgelenk, um das Labrum und den Knorpel zu behandeln. Diese sind aber weitestgehend experimentell und die Wirksamkeit konnte noch nicht ausreichend bestätigt werden. Zu viel Stretching, um die Beweglichkeit zu verbessern, ist wahrscheinlich kontraproduktiv, da dadurch der Kontakt zwischen Femur und Acetabulum provoziert wird, was den auslösenden Reiz unterhält.
Operative Verfahren
Wenn alle Stricke reißen, ist die operative Versorgung indiziert. Hier gibt es sowohl arthroskopische als auch offene Verfahren. Die chirurgischen Prinzipien sind bei beiden Verfahren ähnlich: um den weiteren Kontakt zwischen Femur und Acetabulum zu verhindern, werden hier Teile abgetragen. Beim Pincer-Impingement wird zunächst das Labrum abgelöst und dann ein Teil des Acetabulumrandes reseziert. Danach wird das Labrum refixiert. Beim Cam-Impingement wird der überschüssige Knochen und Knorpel am Kopf-Hals-Übergang entfernt. Dadurch wird der Femurkopf wieder runder.
An die Operation schließt sich eine 6-wöchige Phase der Entlastung oder Teilbelastung der operierten Seite an. Die Ergebnisse sind im Allgemeinen gut bis sehr gut mit Erfolgsraten von 65% bis 94% beim offenen Verfahren und 67% bis 90% bei arthroskopischem Vorgehen. Beide Verfahren können aber auch Komplikationen nach sich ziehen, wodurch im schlimmsten Fall ein Hüftersatz notwendig wird.
Zusammenfassung
Beim Hüftimpingement kommt es durch kleine anatomische Veränderungen zu einem Kontakt zwischen Femur und Acetabulum. Langfristig können dadurch möglicherweise Knorpelschäden und Arthrose auftreten. Die konservative Therapie beinhaltet Aktivitätsveränderungen, Phyiotherapie, Schmerzmittel und Injektionen in das Gelenk. Wenn die Symptomatik weiterbesteht, ist über eine chirurgische Therapie nachzudenken, wo sowohl arthroskopische als auch offene Verfahren zur Verfügung stehen.
Quellen
Abate, M., Scuccimarra, T., Vanni, D., Pantalone, A., & Salini, V. (2014). Femoroacetabular impingement: is hyaluronic acid effective?. Knee Surgery, Sports Traumatology, Arthroscopy, 22(4), 889-892.
Amanatullah, D. F., Antkowiak, T., Pillay, K., Patel, J., Refaat, M., Toupadakis, C. A., & Jamali, A. A. (2015). Femoroacetabular impingement: current concepts in diagnosis and treatment. Orthopedics, 38(3), 185-199.
Sankar, W. N., Matheney, T. H., & Zaltz, I. (2013). Femoroacetabular impingement: current concepts and controversies. Orthopedic Clinics of North America, 44(4), 575-589.