
Der endoprothetische Gelenkersatz verhilft betroffenen Patienten zu einer höheren Lebensqualität. Mit der steigendenden Lebenserwartung und besseren Gesundheit im Alter wollen viele Patienten auch nach der Operation sportlich aktiv sein. Welches Niveau ist dann noch möglich und welche Sportarten sind empfehlenswert?
Auf einen Blick
- Mechanische Überbelastung einer Endoprothese führt zu einem vermehrten Verschleiß.
- Sport stärkt die Knochenqualität, festigt die Prothesenverankerung und senkt durch Muskelaufbau die Gelenkbelastung.
- Empfehlenswert sind sogenannte Low-impact Sportarten (Walken, Wandern, Schwimmen, Fahrradfahren, Tanzen, Golf, Langlaufski und Tennis im Doppel).
- Dagegen sind sogenannte High-impact Sportarten eher ungeeignet (Tennis im Einzel, Squash, Fußball, Handball, Basketball, Volleyball, Ski alpin und Joggen).
- Eine Rückkehr zum Sport ist, insbesondere bei zementfreien Implantaten, 3-6 Monate nach der Operation möglich.
- Es empfehlen sich Sportarten, die bereits vor der Operation ausgeübt wurden.
Das künstliche Gelenk – Die Ultima Ratio bei Arthrose
Menschen, die unter Gelenkverschleiß (Arthrose) der großen Gelenke, wie dem Hüft- oder Kniegelenk, leiden, sind in ihrer Lebensqualität häufig stark eingeschränkt. Dies liegt im Wesentlichen an einer schmerzbedingten Abnahme der Mobilität. Sind alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft, ist die letzte therapeutische Option der künstliche Gelenkersatz durch eine Endoprothese.
Mechanische und biologische Aspekte in der Endoprothetik
Das künstliche Gelenk besitzt, anders als körpereigenes Gewebe, keine Möglichkeit zur Regeneration. Eine mechanische Überlastung führt zwangsläufig zu einem vermehrten Verschleiß in Form von Materialabrieb und Implantatlockerungen im Prothesen-Knochen-Übergangsbereich. Das zusammen würde zu einer kürzeren Standzeit der Prothese und zu einem früheren Prothesenwechsel führen.
Dem gegenüber stehen die positiven Effekte körperlicher Belastung: Bewegung wirkt dem Knochenschwund im Alter und damit der Osteoporose entgegen und verbessert die Knochenqualität. Dadurch wird die Verankerung der Prothese im Knochen gesichert. Das Training führt außerdem zu einer Stärkung der umliegenden Muskulatur und damit zu einer zusätzlichen Gelenkentlastung. Ein gut trainierter Muskelapparat senkt zudem das Sturzrisiko und damit die Wahrscheinlichkeit für Knochenbrüche. Nicht zuletzt stärkt Sport die allgemeine Gesundheit und senkt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen.
Welcher Sport empfiehlt sich nach Gelenkersatz?
In den letzten 15 bis 20 Jahren sind die Empfehlungen zum Sport nach der Versorgung mit einer Endoprothese liberalerer geworden. Man unterscheidet dabei vor allem nach der Sportart.
Grundsätzlich sind sogenannte Low-impact Sportarten empfehlenswert. Zu diesen zählen Walken, Wandern, Schwimmen, Fahrradfahren, Tanzen, Golf, Langlaufski und Tennis (im Doppel). Hier wird eine geringe mechanische Belastung auf die Prothese ausgeübt. In der Literatur gibt es aktuell keine Hinweise darauf, dass diese Sportarten einen negativen Einfluss auf die Prothese haben.
Mit der Rückkehr zum Sport sollte allerdings erst 3 bis 6 Monate nach Implantation begonnen werden. Besonders bei zementfrei verankerten Prothesen benötigt der Knochen eine gewisse Zeit um stabil mit der Prothese zu verwachsen. Außerdem wird empfohlen mit der Sportart fortzufahren, die bereits vor der Operation ausgeübt wurde. Die bekannten Bewegungsabläufe unterstützen eine sichere Ausübung und reduzieren das Verletzungsrisiko.
Dagegen gelten sogenannte High-impact Sportarten als eher ungeeignet. Dazu gehören Tennis (im Einzel), Squash, Fußball, Handball, Basketball, Volleyball, Ski alpin und Joggen. Die abrupten Start- und Stop-Bewegungen üben eine hohe mechanische Druckbelastung auf die Prothese aus. Erste Studien liefern Hinweise, dass sich die Prothesenstandzeit dadurch verkürzt.
Wie sieht es in Zukunft aus?
Die heutigen Empfehlungen basieren auf Expertenmeinungen und der jahrelangen Erfahrung der Operateure. Evidenzbasierte Empfehlungen in Form von Leitlinien existieren bisher (noch) nicht. Zukünftige Studien müssen einerseits die modernen Materialpaarungen der Prothesen und das genaue zu empfehlende Ausmaß an Sport weiter untersuchen. Insgesamt gibt es aber eine klare Empfehlung für sportlichen Betätigung. Es gilt der Leitsatz: „Moderate Bewegung fördert, zu viel schadet.“
Quellen