Warum man vor dem Tauchen nicht hyperventilieren sollte

Hyperventilieren vorm Tauchen

Dass man vor dem Tauchen nicht hyperventilieren sollte, hat fast jeder schon einmal gehört. Aber warum ist das so gefährlich und warum wird man meistens erst beim Auftauchen bewusstlos?

Auf einen Blick

  • Beim Hyperventilieren wird Kohlendioxid abgegeben, ohne dass Sauerstoff aufgenommen werden kann.
  • Der Atemantrieb setzt erst verzögert ein, was dazu führen kann, dass der Sauerstoff ausgeht, bevor man es merkt.
  • Ist zu wenig Sauerstoff vorhanden drohen die Bewusstlosigkeit und das Ertrinken.

Grundlagen

Wie lange man ohne zusätzliches Tauchgerät tauchen kann, hängt in erster Linie vom Sauerstoffangebot im Blut ab. Für den Atemantrieb ist allerdings der Kohlendioxidgehalt im Blut entscheidend. Auftauchen sollte man also, wenn das Sauerstoffangebot zu gering ist, der Atemreiz und damit auch das Signal zum Auftauchen kommen aber vom Kohlendioxidgehalt im Blut.

Mit zunehmender Tiefe steigt zudem der Druck. In 10 m Tiefe herrscht mit ca. 2 bar bereits der doppelte Atmosphärendruck. Dies hat auch Auswirkungen auf die Partialdrücke von Sauerstoff und Kohlendioxid. Der Partialdruck ist das Produkt aus Gasanteil und Umgebungsdruck. Beim Sauerstoff wären das auf Meereshöhe etwa 1013 hPa x 0,21 = 212,73 hPa.

Was passiert beim Hyperventilieren?

Beim Hyperventilieren – also durch die Erhöhung des Atemminutenvolumens – senkt man in erster Linie den CO2-Partialdruck. Der Sauerstoffpartialdruck bzw. die Sauerstoffsättigung ist auch unter Normalbedingungen bei fast 100% und kann durchs Hyperventilieren nicht mehr wesentlich erhöht werden.

Warum kann man bewusstlos werden?

Taucht man nun ab, steigen der Umgebungsdruck und damit auch die Partialdrücke. Der Sauerstoff kann daher besser aus der Lunge ins Blut übertreten. Mit zunehmender Tauchzeit sinkt der Sauerstoffgehalt und der Kohlendioxidgehalt steigt an. Bei vorheriger Hyperventilation ist der Kohlendioxidgehalt aber so gering, dass der Atemreiz erst sehr spät kommt. In der Zwischenzeit fällt der Sauerstoffgehalt im Blut immer weiter ab. Das kann schon beim Tauchen zur Bewusstlosigkeit führen. Hat man noch genug Sauerstoff und entscheidet sich schließlich zum Auftauchen, fällt der Umgebungsdruck wieder ab und damit auch der Sauerstoffpartialdruck. Besonders hier wird das Gehirn häufig mit Sauerstoff unterversorgt und es kommt zur Bewusstlosigkeit.

Praktische Tipps

Damit so etwas nicht passiert, sollte man verständlicherweise nicht hyperventilieren. Zwei bis drei tiefe Atemzüge reichen zum Tauchen vollkommen aus. Außerdem sollte man Tauchversuche besser unter Aufsicht durchführen.

Zusammenfassung

Durch das Hyperventilieren wird nicht mehr Sauerstoff aufgenommen, sondern Kohlendioxid abgegeben. Dadurch tritt der Atemreiz verzögert auf und im ungünstigsten Fall erst, wenn schon nicht mehr genug Sauerstoff vorhanden ist. Das führt zur Bewusstlosigkeit und ohne rechtzeitige Hilfe zum Ertrinken. Dieses Phänomen kann unabhängig von der Tauchtiefe und somit auch im Schwimmbad auftreten.

Quellen

Marées, H. D. (2003). Sportphysiologie (Korrigierter Nachdruck der 9., vollst. überarb. und erweit. Aufl.)*. Köln: Sport und Buch Strauss.

Pape, H. C., Kurtz, A., & Silbernagl, S. (Eds.). (2014). Physiologie*. Georg Thieme Verlag.

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Jonathan Häußer
Über Jonathan Häußer 123 Artikel
Jonathan Häußer ist Arzt in der Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Sportwissenschaftler (B.A. Bewegungswissenschaft) mit einem besonderen Interesse für die Sport- und Notfallmedizin.