Ist Agavendicksaft gesünder als Zucker?

Agavendicksaft wird aus der Agave hergestellt

Agavendicksaft wird häufig als eine gesunde Alternative zum Haushaltszucker vermarktet. Vor allem in der veganen Küche kommt er zum Einsatz und man findet ihn mittlerweile in fast jedem Supermarkt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die versprochenen Gesundheitsvorteile auch der wissenschaftlichen Überprüfung standhalten.

Agavendicksaft wird aus dem Saft der Agave, einer kaktusähnlichen Pflanze, die hauptsächlich in Mexiko wächst, hergestellt. Der Saft wird dann gefiltert, erhitzt und eingedickt. In seiner ursprünglichen Form enthält der Saft viele Antioxidantien und den Zucker Inulin. Durch die Verarbeitung werden die Polysacharide in Einfachzucker, hauptsächlich Fruktose, umgewandelt und auch die Antioxidantien gehen im Zuge der Verarbeitung größtenteils verloren. Eine Studie fand vergleichbare Werte wie bei Zucker und Glucose-Fructose-Sirup.

Wenige Studien zu Agavendicksaft

Es gibt bisher wenige Studien, die die gesundheitlichen Auswirkungen von Agavendicksaft im Vergleich zu anderen Zuckerarten untersucht haben. Eine Studie an Mäusen kam zu dem Ergebnis, dass Agavendicksaft positive Auswirkungen auf das Gewicht und den Zuckerstoffwechsel hat. Die Forscher fanden bei den Mäusen nach 34 Tagen sowohl eine geringere Körpergewichts- und Fettzunahme als auch niedrigere Blutzucker- und Insulinspiegel. Studien an Menschen gibt es bisher nicht.

Zu viel Fruktose ist schlecht für die Gesundheit

Da der Agavendicksaft aber hauptsächlich, nämlich zu etwa 85%, aus Fruktose besteht, können wir uns dessen gesundheitliche Auswirkungen ansehen. Kurzfristig sind die Ergebnisse aus der oben beschriebenen Mausstudie plausibel. Fruktose hat einen geringeren glykämischen Index und erhöht daher den Blutzuckerspiegel nicht so stark wie Haushaltszucker. Wir wissen aber, dass der Konsum von großen Mengen Fruktose langfristig zu Insulinresistenz führen kann. Damit einher gehen erhöhte Langzeitblutzucker- und Insulinspiegel. Das erhöht das Risiko für metabolisches Syndrom und Diabetes mellitus Typ 2. Ein Überschuss an Fruktose wird in der Leber zu Fett verstoffwechselt. Dadurch steigen u.a. die Triglyzeridspiegel und das Risiko für Herzerkrankungen und Fettleber ist erhöht.

Insgesamt kann man also nicht davon sprechen, dass Agavendicksaft eine gesündere Alternative zu normalem Haushaltszucker oder Glucose-Fructose-Sirup ist. Hauptgrund dafür ist der hohe Fruktosegehalt, der mit einem erhöhten Risiko für Insulinresistenz

Quellen

Dornas, W. C., de Lima, W. G., Pedrosa, M. L., & Silva, M. E. (2015). Health implications of high-fructose intake and current researchAdvances in Nutrition6(6), 729-737.

Phillips, K. M., Carlsen, M. H., & Blomhoff, R. (2009). Total antioxidant content of alternatives to refined sugarJournal of the American Dietetic Association109(1), 64-71.

https://www.nature.com/articles/sj.bdj.2017.697

https://draxe.com/nutrition/agave-nectar/

Jonathan Häußer
Über Jonathan Häußer 123 Artikel
Jonathan Häußer ist Arzt in der Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Sportwissenschaftler (B.A. Bewegungswissenschaft) mit einem besonderen Interesse für die Sport- und Notfallmedizin.