Cortison-Injektionen schaden dem Knorpel

Cortison-Injektionen schaden dem Knorpel

Auf einen Blick

  • Cortison-Injektionen können bei Arthrose die Gelenkfunktion verbessern und Schmerzen lindern.
  • Es mehren sich Hinweise, dass Cortison zu einem schnelleren Voranschreiten der Arthrose führt.
  • Größere Studien sind nötig, um diesen Zusammenhang zu bestätigen.

Häufig wird bei Schmerzen im Rahmen eine Hüft- oder Kniegelenksarthrose Cortison ins Gelenk gespritzt. Zwar hat eine Cochrane-Analyse gezeigt, dass Cortison-Injektionen zu einer moderaten Verbesserung der Schmerzen und kleinen Verbesserung der Funktion führen, es mehren sich aber die Hinweise, dass Cortison den Knorpel schädigt. So haben bisherige Studien gezeigt, dass vor allem bei höheren Cortison-Dosen das Knorpelvolumen abnimmt und auch radiologische Zeichen der Arthrose nach Cortison-Injektionen zunehmen. Auch die häufig mit in das Gelenk gespritzten Lokalanästhetika schädigen den Knorpel vor allem bei bereits bestehender Arthrose.

In der vorliegenden Studie mit 459 Patienten, die eine oder mehrere Cortison-Injektionen in das Knie- oder Hüftgelenk erhielten, traten Komplikationen bei 8% der Patienten auf. Die Komplikationen waren vier Kategorien zuzuordnen.

  1. Schnelleres Voranschreiten der Arthrose
  2. Subchondrale Insuffizienzfrakturen
  3. Komplikationen der Osteonekrose
  4. Schnelle Gelenkzerstörung inklusive Knochenverlust

Diese wollen wir uns noch einmal genauer anschauen.

Schnelleres Voranschreiten der Arthrose (RPOA=rapid progressive osteoarthritis Typ 1)

Diese Phänomen wurde schon in mehreren Veröffentlichungen beschrieben. Dabei liegt ein Voranschreiten der Arthrose über das gewöhnliche Maß hinaus vor. Einheitliche Definitionen gibt es nicht. Einige Autoren sprechen aber ab einer Gelenkspaltverschmälerung von 2 mm in 12 Monaten von einem schnelleren Voranschreiten.

Subchondrale Insuffizienzfrakturen

Subchondrale Insuffizienzfrakturen sind Ermüdungsbrüche direkt unterhalb des Gelenkknorpels. Früher dachte man, dass sie hauptsächlich bei älteren Menschen auftreten, die eine ohnehin schon geringere Knochendichte aufweisen. Mittlerweile weiß man aber, dass sie auch bei jüngeren Menschen mit normaler Knochendichte auftreten können. Diese Art von Insuffizienzfrakturen macht sich meist durch plötzlich auftretende Schmerzen ohne Trauma bemerkbar. Im Verlauf einiger Wochen nimmt der Schmerz häufig noch zu. Bei rechtzeitiger Diagnosestellung kann der Bruch ohne Beeinträchtigung der Gelenkfläche ausheilen. Wenn die Fraktur unerkannt bleibt, kann es zu Verformungen der Gelenkfläche kommen. Das führt meist zu einem frühzeitigen Gelenkersatz.

Komplikationen der Osteonekrose

Die Osteonekrose ist eine Erkrankung, die mit einem spontanen Absterben von Teilen des Knochens einhergeht. Am häufigsten tritt dies am Hüftkopf und an den Kondylen des Oberschenkelknochens auf. In vielen Fällen kommt es dadurch zu Verformungen des Hüftkopfes. Die veränderte Belastung führt ebenfalls zu einem schnellen Voranschreiten der Arthrose. Bei der Osteonekrose treten meist langsam zunehmende Schmerzen auf. Bis Verformungen vorliegen, kann man diese Erkrankung nur im MRT erkennen.

Schnelle Gelenkzerstörung inklusive Knochenverlust (RPOA Typ 2)

Im Gegensatz zur RPOA Typ 1 liegt hier neben der Gelenkspaltverschmälerung von mehr als 2 mm in 12 Monaten auch eine dtl. Verformung des Gelenkkopfes oder der -pfanne vor. Zwar beobachtet man dies nach Cortison-Injektion, es kann aber auch spontan auftreten.

Sollte man noch Cortison-Injektionen geben?

Jetzt stellt sich die Fragen, ob Cortison-Injektionen überhaupt noch sinnvoll sind. Vor allem bei Gelenkschmerzen mit nur geringen Arthrosezeichen sollte diese Maßnahme sorgfältig abgewogen werden, denn auch dort kann es zu einem schnellen Voranschreiten der Arthrose kommen. Cortison-Injektionen kommen immer noch häufig zum Einsatz, um Schmerzen zu lindern. Möglicherweise geschieht dies aber unter Inkaufnahmen eines schnelleren Voranschreitens der zugrundeliegenden Arthrose. Es braucht aber noch weitere, größere Studien, um diesen Zusammenhang zu bestätigen. Die Zukunft wird zeigen, ob Injektionen mit anderen Substanzen wie z.B. PRP (platelet richt plasma) das Cortison ersetzen können.

Quellen

Kompel, A. J., Roemer, F. W., Murakami, A. M., Diaz, L. E., Crema, M. D., & Guermazi, A. (2019). Intra-articular corticosteroid injections in the hip and knee: Perhaps not as safe as we thought?. Radiology, 190341.

Jonathan Häußer
Über Jonathan Häußer 125 Artikel
Jonathan Häußer ist Arzt in der Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Sportwissenschaftler (B.A. Bewegungswissenschaft) mit einem besonderen Interesse für die Sport- und Notfallmedizin.