Nüchterntraining verbessert Fettstoffwechsel bei Übergewicht

Nüchterntraining hilft bei Übergewicht

Auf einen Blick

  • Nüchterntraining kann den Fettstoffwechsel und die Insulinsensitivität verbessern.
  • Wenn die übergewichtigen Studienteilnehmer ohne Frühstück trainierten, konnten sie anteilig mehr Fette verbrennen
  • Über einen Zeitraum von 6 Wochen verbesserte sich durch das Nüchterntraining auch die Insulinsensitivität.

Je nachdem wie die Verfügbarkeit von bestimmten Nährstoffen beim Sport ist, kann man auch Anpassungen des Stoffwechsels beeinflussen. Forscher versuchten nun zu ergründen, welchen Einfluss Nüchterntraining auf den Stoffwechsel bei Übergewichtigen und Fettleibigen hat. Von besonderem Interesse waren dabei der Fettstoffwechsel und die Insulinsensitivität.

Fettstoffwechsel aktiver bei Nüchterntraining

Die Studie war zweigeteilt. Zunächst untersuchte die Forschergruppe, wie der Fettstoffwechsel sich abhängig davon veränderte, ob die Probanden vorher frühstückten oder nicht. Dazu ließen sie 12 inaktive, übergewichtige oder fettleibige Männer nach einem standardisierten Frühstück bei 65% der VO2max für 60 Minuten auf dem Fahrradergometer fahren. Alle Probanden führten diesen Test noch ein zweites Mal durch. Diese Mal allerdings mit der sportlichen Belastung vor dem Frühstück. Die Reihenfolge, also ob ein Proband beim ersten oder zweiten Besuch nüchtern trainierte, war zufällig.

Es zeigte sich, dass beim Training vor Nahrungszufuhr mehr Fette verstoffwechselt wurden. Das bezog sich sowohl auf den Fettstoffwechsel insgesamt als auch auf den intramuskulären Fettstoffwechsel. Bei Sport nach dem Frühstück war der Kohlenhydratanteil am Stoffwechsel höher.

Langfristig Verbesserung der Insulinsensitivität durch Nüchterntraining

Der zweite Teil der Studie war eine Trainingsstudie über 6 Wochen. Hier wurden 30 inaktive, übergewichtige Männer in 3 Gruppen eingeteilt. 2 Gruppen fuhren 3 x wöchentlich auf dem Fahrradergometer. Die Dauer wurde im Verlauf der Studie von 30 auf 50 Minuten gesteigert, ebenso die Intensität von 50% auf 55% der maximalen Leistung. Eine der beiden Trainingsgruppe trainierte nüchtern, die andere nach dem Frühstück. Eine dritte Gruppe diente als inaktive Kontrollgruppe. Am Anfang und am Ende des Studienzeitraumes maß man die Insulinsensitivität im oralen Glukosetoleranztest.

Die Ergebnisse waren hier ähnlich wie im ersten Studienteil. Die Fettoxidation war bei Nüchterntraining etwa doppelt so groß. Im oralen Glukosetoleranztest (OGTT) zeigten sich vor der Intervention keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Am Ende des Studienzeitraums war die Insulinausschüttung nach dem OGTT in der Nüchterntrainingsgruppe signifikant geringer und die errechnete Insulinsensitivität hatte sich verbessert. Die Auswirkungen auf die Körperzusammensetzung unterschieden sich nicht.

Fazit

Die Studie zeigt uns, dass ein gezieltes Ansprechen des Fettstoffwechsels bei Übergewichtigen durch Nüchterntraining möglich ist. Diese Effekte sind aber höchstwahrscheinlich auf Belastungen bei moderater Intensität beschränkt. Bei hohen Intensitäten ist der Kohlenhydratanteil höher. Interessant war auch, dass die Insulinsensitivität sich durch das Fettstoffwechseltraining verbesserte. Ob die Ergebnisse auf andere Personengruppen (z.B. Normalgewichtige) übertragbar sind, ist aber unklar.

Quelle

Edinburgh, R. M., Bradley, H. E., Abdullah, N. F., Robinson, S. L., Chrzanowski-Smith, O. J., Walhin, J. P., … & Chabowski, A. (2019). Lipid metabolism links nutrient-exercise timing to insulin sensitivity in men classified as overweight or obese. The Journal of clinical endocrinology and metabolism.

Jonathan Häußer
Über Jonathan Häußer 124 Artikel
Jonathan Häußer ist Arzt in der Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Sportwissenschaftler (B.A. Bewegungswissenschaft) mit einem besonderen Interesse für die Sport- und Notfallmedizin.