
Kokosöl soll einige positive Wirkungen auf die Gesundheit haben. So soll es die Cholesterinspiegel senken, antientzündlich wirken, den Zuckerstoffwechsel verbessern und das Körperfett reduzieren. Doch was ist dran?
Auf einen Blick
- Kokosöl werden einige positive Wirkungen auf die Gesundheit nachgesagt.
- Durch den Konsum von Kokosöl anstelle anderer pflanzlicher Öle steigen die Cholesterinwerte. Das könnte zu mehr kardiovaskulären Erkrankungen führen.
- Unterm Strich ist Skepsis angebracht, wenn Kokosöl als gesundes Fett angepriesen wird.
Kokosöl besteht zu etwa 90% aus gesättigten Fettsäuren. Diese werden nicht unbedingt mit positiven Auswirkungen auf die Gesundheit in Verbindung gebracht. Im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln, die viele gesättigte Fettsäuren enthalten wie z.B. fettreiches Fleisch oder Fleischprodukte, hat Kokosöl aber besonders viele mittelkettige Fettsäuren. Da sie schneller aufgenommen werden, sollen sie eher für den Energiestoffwechsel statt für die Cholesterinsynthese verwendet werden.
Auch wenn es mehrere Untersuchungen gibt, die positive Effekte von Kokosöl auf die Gesundheit nahelegen, konnte eine Metaanalyse keine cholesterinsenkenden Effekte im Vergleich zu anderen Ölen feststellen. Um auch Aussagen zu den Auswirkungen auf andere kardiovaskuläre Risikofaktoren treffen zu können, führte ein Autorenteam eine weitere Metaanalyse durch.
Wie gesund ist Kokosöl?
Für diese Metaanalyse wurden kontrollierte Studien herangezogen, die Kokosöl mit anderen Fetten verglichen und mindestens zwei Wochen dauerten. Dies traf auf 16 Studien zu. Die Probanden waren in den meisten Fällen entweder gesunde Freiwillige oder Patienten mit Hypercholesterinämie.
Dabei zeigte sich, dass Kokosöl die Cholesterinwerte im Vergleich zu anderen Ölen wie Rapsöl, Olivenöl, Sonnenblumenöl oder Distelöl signifikant ansteigen ließ. Dabei waren sowohl das Gesamtcholesterin als auch LDL- und HDL-Cholesterin erhöht. LDL ist das „schlechte“, HDL das „gute“ Cholesterin. Prozentual ausgedrückt stieg das LDL-Cholesterin um 8,6% (10,5 mg/dL), das HDL-Cholesterin um 7,8% (4,0 mg/dL). Auch wenn man die nicht-randomisierten Studien hierbei außer Acht ließ, änderte sich das Ergebnis nicht wesentlich. Im Vergleich zu Palmöl erhöhte sich das LDL-Cholesterin sogar um 20,5 mg/dL. Auswirkungen auf das Körpergewicht, Bauchumfang, Körperfettanteil, Entzündungswerte und Blutzucker konnten nicht festgestellt werden.
In einer Studie wurde auch das Ersetzen von Butter durch Kokosöl untersucht. Dort konnte Kokosöl das LDL-Cholesterin senken und das HDL-Cholesterin erhöhen.
Wie sind die Ergebnisse einzuordnen?
Die Erhöhung der Cholesterinspiegel kommt am ehesten durch den hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren zustande. Allerdings kommt es sowohl zu einer Erhöhung des „schlechten“ LDL-Cholesterin als auch des „guten“ HDL-Cholesterins. Letzen Endes geht es aber darum, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Und in der Vergangenheit haben sich Interventionen, die das LDL senkten, im Gegensatz zur Erhöhung des HDLs als wirksamer erwiesen.
Die Aussagekraft dieser Metaanalyse liegt vor allem in den eingeschlossenen Studien. Dort kamen verschiedene Arten und Dosierungen von Kokosöl zum Einsatz. Dadurch kann nicht geklärt werden, ob bestimmte Formen besser oder schlechter sind oder die Wirkung dosisabhängig ist.
Die Endpunkte der Studien waren zudem Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen. Wir wissen also nicht sicher, ob durch die Veränderung dieser Risikofaktoren auch mehr Erkrankungen auftreten. Hierzu benötigt man noch weitere Studien.
Zusammenfassung
Unterm Strich ist Skepsis angebracht, wenn Kokosöl als gesundes Fett angepriesen wird. Wenn man Butter durch Kokosöl ersetzt, mag es als gesündere Alternative in Frage kommen. Andere pflanzliche Öle scheinen aber gesünder zu sein. Das gilt zumindest in Hinsicht auf kardiovaskuläre Risikofaktoren. Ob tatsächlich mehr Erkrankungen auftreten, lässt sich momentan noch nicht sagen. Dazu sind weitere Studien notwendig.
Quellen
Neelakantan, N., Seah, J. Y. H., & van Dam, R. M. (2020). The Effect of Coconut Oil Consumption on Cardiovascular Risk Factors: A Systematic Review and Meta-Analysis of Clinical Trials. Circulation, 141(10), 803-814.