
Beinahe jeder von uns hatte schon direkten oder indirekten Kontakt mit dem Corona-Virus. Doch wie geht man nach einer COVID-Infektion vor? Wie lange sollte man pausieren, bis man wieder ins Training einsteigen kann? Sollte man sich vor einem Return to Sports sportmedizinisch untersuchen lassen? Hier schauen wir uns dazu die neuesten Studien und die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention an.
Auf einen Blick
- Die Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus verläuft hoch variabel und kann viele Organe betreffen.
- Eine zu frühe Rückkehr in den Sport kann eine Herzmuskelentzündung, Lungenprobleme oder chronische Erschöpfungszustände zur Folge haben.
- Für den Return to Sports sollte eine Einteilung nach dem individuellen Risiko erfolgen.
- Im Training sollte man auf Warnzeichen achten und zuerst die Häufigkeit der Trainingseinheiten, dann die Dauer und zum Schluss die Intensität steigern.
Es hat sich gezeigt, dass sportliche Betätigung die körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität während der Rehabilitation von chronischen Krankheiten positiv beeinflusst, deshalb geht man davon aus, dass dies auch bei Covid-19 Patienten zutrifft. Aus diesem Grund sollte man keine Angst haben, wieder mit Sport anzufangen. Allerdings muss man auf ein paar Dinge achten, um langfristige Schäden vorzubeugen.
Die Folgeschäden des SARS- CoV-2 Virus sind noch nicht vollständig verstanden und bedürfen weiterer Untersuchungen. Die Infektion verläuft hoch variabel und kann von einem fast asymptomatischen bis zu einem letalen Verlauf reichen. Hauptsächlich sind die Lunge, das Herzkreislaufsystem, das zentrale und periphere Nervensystem, die Skelettmuskulatur, die Niere und die Leber betroffen. Weiter kann es zu Gerinnungsstörungen mit einer vermehrten Thrombophilie und einem damit höheren Risiko für pulmonale und zentrale Embolien kommen. Die meisten Folgeschäden betreffen die Lunge mit dem Auftreten von fibrotischen Veränderungen. Schon geringe restriktive Veränderungen der Lunge können die sportliche Leistungsfähigkeit einschränken.
Gefahren eines zu frühen Sportbeginns
Die Hauptrisiken bei zu frühem Sportbeginn betreffen vor allem die Lunge und das Herz. Die Myokarditis ist die führende Ursache des plötzlichen Herztods im Sport bei Sportlern unter 35 Jahre. Geklärt ist noch nicht, ob für asymptomatische bzw. milde Verläufe eine Gefahr für eine Myokarditis bestünde. Sportler haben bei einer Myokarditis Symptome wie Müdigkeit, Leistungsabfall, Muskelkater oder erhöhten Ruhepuls. Diese unspezifischen Symptome treten aber genauso bei Übertraining oder einer Depression auf, wodurch eine Myokarditis oft übergangen wird. Weiter kann es durch einen zu frühen Einstieg zu chronischen Erschöpfungszuständen und Lungenproblemen kommen. Damit riskiert man langfristige Schäden.
Notwendige Untersuchungen
Für eine Rückkehr zum Sport müssen vor allem die kardiovaskulären und die respiratorischen Risiken beachtet werden. Nach (Jewson et al., 2020) sollte eine Einteilung nach dem individuellen Risiko erfolgen und anhand dieser die Rückkehr zum Sport.
- Niedriges Risiko: Personen unter 50 Jahre mit sportlichen Freizeitzielen, die einen asymptomatischen Verlauf bzw. leichte Symptome der oberen Atemwege hatten, die innerhalb von 7 Tagen abgeklungen sind
- Mittleres Risiko: Personen mit anhaltenden Symptomen oder Müdigkeit, die länger als 7 Tage anhalten, aber keinen Krankenhausaufenthalt erforderten. Dazu zählen auch Personen mit Vorerkrankungen, die eine Genesung beeinflussen können und Spitzensportler.
- Hohes Risiko: Dazu zählen Personen, die einen Krankenhausaufenthalt benötigten, Zeichen einer Systembeteiligung außerhalb der Atemwege hatten und Symptome, wie Kurzatmigkeit oder Brustschmerzen, die in Ruhe oder bei Aktivitäten des täglichen Lebens auftreten.
Anhand dieser Einteilung benötigen Personen mit einem niedrigen Risiko keine weiteren Untersuchungen. Bei einem mittleren Risiko sollte ein EKG und Blutbild durchgeführt werden und bei höherem Risiko eine Untersuchung mit Kardiologen, Pulmologen und Sportmediziner.
Die Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention empfiehlt jedem symptomfreien SARS-Cov-2 positiven Sportler ein Ruhe-EKG durchzuführen. Bei symptomatischen Athleten mit und ohne Pneumonie sollte zusätzlich eine Echokardiographie und ein Belastungs-EKG durchgeführt werden.
Bei Spitzensportlern sollte nach 3 bis 6 Monaten eine routinemäßige medizinische Nachuntersuchung mit Ruhe-EKG und Blutbild durchgeführt werden, um unbekannte Langzeitfolgen abschätzen zu können.
Gestaltung des Trainings
Es wird empfohlen die Anzahl der Trainingstage, die auf Grund der Infektion ausgefallen sind, mit 2-3 zu multiplizieren und diese Anzahl der Tage zu pausieren. Wenn man allerdings an einer Pneumonie oder an einer Myokarditis erkrankte, sollte man nach guter Abklärung frühestens nach 3 Monaten mit dem Sport beginnen bzw. in den meisten Fällen sogar erst nach 6 oder mehr Monaten. Wenn man wieder ins Training einsteigt, sollte man auf eine gute Regeneration achten und bei Warnzeichen, wie Brustschmerzen, Herzstolpern Herzrasen, Kurzatmigkeit ohne jegliche Anstrengung oder geschwollene Waden, sofort einen Arzt aufsuchen.
Die Sauerstoffsättigung und die Herzfrequenz während des Trainings und der Erholungsphase sind ein guter Parameter, um den Zustand des Körpers zu überwachen. Man sollte zuerst die Häufigkeit der Trainingseinheiten steigern. Wenn keine Probleme auftreten und man sich in den zuvor durchgeführten Sporteinheiten wohl fühlte, kann als nächster Schritt die Dauer der Einheiten und zum Schluss die Intensität gesteigert werden.
Beim Krafttraining sollte man sein Training eher dynamisch ausführen, das heißt mit hohen Wiederholungszahlen in dem Bereich von 15 bis 20, bei 1 bis 3 Sätzen. Die Intensität des Trainings sollte moderat, auf der Borg CR10-Skala mit einem Wert von 4 bis 6, ausfallen.
Wenn die Lungenfunktionsstörung andauert, erreichen Athleten möglicherweise nie die Leistungswerte vor COVID. Nichtsdestotrotz wird sportliche Betätigung mit stetiger Steigerung zur Verbesserung der oxidativen Kapazität der Muskulatur beitragen und somit die kardiopulmonalen Einschränkungen kompensieren und die Trainingsleistung steigern.
Zusammenfassung
Bei vielen Leistungssportlern hat man in letzter Zeit auch einen zu raschen Einstieg ins Training gesehen – mit gesundheitlichen Folgen. Deshalb sollte man lieber etwas mehr Geduld aufbringen und auf den Körper hören. Ein Ruhe-EKG bzw. eine sportmedizinische Untersuchung schaden sicher nicht und man kann danach guten Gewissens ins Training starten. Oftmals kommt man nach einer Trainingspause sogar stärker zurück, da dem Körper diese Sportpause gut tat. In diesem Sinne: Slow and steady wins the race!
Quellen
Nieß AM, Bloch W, Friedmann-Bette B, Grim C, Halle M, Hirschmüller A, Kopp C, Meyer T, Niebauer J, Reinsberger C, Röcker K, Scharhag J, Scherr J, Schneider C, Steinacker JM, Urhausen A, Wolfarth B, Mayer F. Position stand: return to sport in the current Coronavirus pandemic (SARS-CoV-2 / COVID-19). Dtsch Z Sportmed. 2020; 71: E1-E
Jewson J, McNamara A, Fitzpatrick J. Life after COVID-19: The importance of a safe return to physical activity. Aust J Gen Pract. 2020 Nov 25;49. doi: 10.31128/AJGP-COVID-40. PMID: 33251534
Halle, M., Bloch, W., Niess, A. M., Predel, H. G., Reinsberger, C., Scharhag, J., Steinacker, J., Wolfarth, B., Scherr, J., & Niebauer, J. (2021). Exercise and sports after COVID-19-Guidance from a clinical perspective. Translational sports medicine, 4(3), 310–318.
Schellhorn, P., Klingel, K., & Burgstahler, C. (2020). Return to sports after COVID-19 infection. European heart journal, 41(46), 4382–4384.