Wie wirkt sich die Vibration auf die Leistung beim Radfahren aus?

Vibration beim Radfahren
Foto: Roman Pohorecki von Pexels

Welchen Einfluss hat der Straßenbelag auf die Leistung beim Radfahren? Ist die Vibration durch die schlechte Straße schuld an deinem schlechten Schnitt? Hier schauen wir uns eine Studie an, die die Auswirkungen der durch das Radfahren ausgelösten Vibrationen auf die Leistung untersucht.

Auf einen Blick

  • Vibration wirkt sich auf die Leistungsfähigkeit aus.
  • Es werden nicht alle Muskeln gleich beansprucht.
  • Ein gut eingestelltes Rad kann die Vibrationsreize minimieren.

Vibration beansprucht die Muskulatur

Unebenheiten wie Kopfsteinpflaster bewirken eine vertikale, oszillierende Bewegung der Räder. Die Pedale, der Sattel und der Lenker übertragen diese Kräfte auf den Radfahrer und erzeugen einen multizentrischen mechanischen Reiz auf die Skelettmuskulatur. Es wird vermutet, dass Vibrationen dehnungsempfindliche Muskelspindeln und die Golgi-Apparate anregen. Daraus resultiert eine erhöhte Muskelaktivität, was den Energiebedarf und die Leistungsfähigkeit beeinflusst.

Bei zuvor durchgeführten Studien lassen sich die unterschiedlichen Ergebnisse dadurch erklären, dass die Auswirkungen von der Art der Vibration und der Belastung des Muskels abhängig sind. Für eine möglichst realitätsnahe Untersuchung verwendeten Viellehner & Potthast (2021) in ihrer Studie straßentypische Vibrationen bei niedriger, schwellennaher und submaximaler Intensität. Sie betrachteten die übertragene Beschleunigung auf den Körper, die Muskelaktivierung, die Herzfrequenz und den Sauerstoffverbrauch. Die Studienteilnehmer waren 30 männliche Radfahrer aus Radvereinen, die mehr als 4000 km pro Jahr fahren und eine VO2max von 63 ± 6.8 ml/min/kg aufwiesen.

So beeinflusst Vibration die Leistung beim Radfahren

Die neuromuskuläre Antwort auf die Vibrationsreize war muskelspezifisch. Vor allem konnte man einen Effekt an der unteren und oberen Extremität feststellen. Die erhöhte Aktivierung der Unterarmmuskulatur könnte auch durch den festeren Griff am Lenker zu erklären sein. Unabhängig von der Ursache kann dies aber zu Überbeanspruchungssymptomen an der Hand führen.

Am unteren Rücken und am Quadrizeps konnte man keine vermehrte Muskelaktivierung feststellen, wodurch der Hauptmuskel für den Antrieb beim Radfahren nicht beeinträchtigt ist. Bei submaximalen Intensitäten war die Reaktion an den unteren Extremitäten ausgeprägter als bei niedrigeren Intensitäten.

Anhand der Herzfrequenz konnte man sehen, dass eine erhöhte Stoffwechselleistung bei unebenem Untergrund vorherrscht, wobei auch hier bei höheren Leistungen ein größerer Unterschied zu finden war:

  • bei niedrigerer Leistung stieg die Herzfrequenz bei Vibration um 5% von 123 ± 15 auf 129 ± 16 bpm
  • bei mittlerer Leistung betrug die Steigerung 7 % von 151 ± 16 bpm auf 161 ± 16 bpm

Durch Vibrationen stieg die Sauerstoffaufnahme um durchschnittlich 2,7 %. Die geringe Zunahme, die auch auf Messungenauigkeit basieren könnte, lässt sich darauf zurückführen, dass beim Radfahren nicht alle Muskeln wie z.B. der Quadrizeps beeinträchtigt werden. Denn bei zuvor durchgeführten Studien stieg die Sauerstoffaufnahme stärker an, wenn der ganze Körper Vibrationen ausgesetzt war.

Auch fand man heraus, dass durch stärkere Translationsbewegung des Beckens bei höheren Geschwindigkeiten die Übertragung von Vibrationen vom Sattel auf den Rumpf reduziert wird, wodurch ein höherer Fahrkomfort bei hoher Geschwindigkeit auf Kopfsteinpflaster im Vergleich zu langsamem Fahren resultiert. Dadurch wird auch Dämpfungssystemen mehr Beachtung geschenkt, ggf. auch mit dem Vorteil des zusätzlichen Komforts am Rad.

Am Schluss sei noch zu erwähnen, dass sich die Studie auf kurze Strecken fokussiert hat. Zusätzliche Aspekte auf langen Radrennen, wie zum Beispiel Müdigkeit, wurden nicht berücksichtigt.

Zusammenfassung

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich der Untergrund beim Radfahren auf die Leistungsfähigkeit auswirkt und auch Einfluss auf Überbeanspruchungssymptome hat. Jedoch wird beim Radfahren der Hauptmuskel, der Quadrizeps, nicht durch Vibrationen beeinflusst. Diese Erkenntnisse zeigen auch, wie wichtig es ist, ein Bikefitting durchführen zu lassen, um die Vibrationen zu minimieren. In diesem Sinne, wenn die nächste Tour aus unbekannten Gründen sehr anstrengend war, vielleicht war ja der Untergrund ein ausschlaggebender Punkt.

Quellen

Viellehner, J., & Potthast, W. (2021). The Effect of Cycling-specific Vibration on Neuromuscular Performance. Medicine and science in sports and exercise53(5), 936–944. https://doi.org/10.1249/MSS.0000000000002565

Verena Fellrieser
Über Verena Fellrieser 3 Artikel
Verena Fellrieser ist Medizinstudentin in Graz und liebt alle Themen über Sport, Ernährung und Medizin. In ihrer Freizeit geht sie gerne Mountainbiken, Rennradfahren, Laufen, Wandern und Schwimmen.