Welchen Einfluss hat der Zyklus aufs Krafttraining?

Krafttraining abhängig vom Zyklus

Das Interesse am Einfluss des Zyklus auf die weibliche Leistungsfähigkeit wächst. Tatsächlich haben die Schwankungen der weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron, einen Einfluss auf den Eiweißstoffwechsel und Erholungsprozesse des Skelettmuskels.

Auf einen Blick

  • Training in der Follikelphase scheint beim Krafttraining Vorteile gegenüber dem Training in der Lutealphase zu haben. Insbesondere die Muskelkraft und Muskelmasse schein stärker zuzunehmen.
  • Es werden mehr Studien an Sportlern benötigt
  • Zum aeroben und anaeroben Training – also in Ausdauersportarten oder Schnelligkeitstraining – ist noch wenig bekannt
  • Vor allem bei Hochleistungssportlerinnen sind Zyklusunregelmäßigkeiten häufig

Der Zyklus wird in mehrere Phasen unterteilt. Nach der Menstruation beginnt die Follikelphase, die bis zum Eisprung reicht. Die Lutealphase beschreibt die zwei Wochen nach dem Eisprung.

Bisher gibt es noch wenige Studien zu diesem Thema, in dem Artikel von Kissow et al. wurden insgesamt 4 herangezogen. In den Studien war es in der Regel so, dass eine Gruppe in der Lutealphase 3x wöchentlich und dafür in der Follikelphase nur 1x wöchentlich trainierte. Die andere Gruppe machte es genau umgekehrt. Sie trainierten in der Follikelphase 3x wöchentlich und dafür in der Lutealphase nur 1x wöchentlich.

Zyklus beeinfluss Krafttrainingserfolge

Alle diese Studien zeigten, dass Krafttraining in der Follikelphase zu größeren Kraftzuwächsen beim Beintraining führte. Dabei zeigte sich nicht nur eine Überlegenheit des Trainings in der Follikelphase gegenüber Training in der Lutealphase, sondern auch gegenüber zyklusunabhängigem Training. Für das Training der Arme konnte das bisher nicht nachgewiesen werden. Die Auswirkungen des weiblichen Zyklus können also von der Muskelgruppe und der Muskelmasse abhängen.

Auch die Muskelmasse scheint mit dem Training in der Follikelphase mehr zuzunehmen. Das hat sich aber nicht in allen Studien gezeigt. Rein physiologisch erscheint das aber plausibel, da Östrogen eine anabole Wirkung hat.

Der Einfluss von oralen Kontrazeptiva ist noch unklar. Hier werden die natürlichen Hormonschwankungen unterdrückt. Die Auswirkungen sind zudem abhängig von dem jeweiligen Präparat. Hier braucht es noch weitere Studien.

Zusammenfassung

Das Training in der Follikelphase scheint also beim Krafttraining Vorteile gegenüber dem Training in der Lutealphase zu haben. Insbesondere die Muskelkraft und Muskelmasse nahm in den bisherigen Studien stärker zu. Allerdings werden noch mehr Studien an Sportlerinnen benötigt, um auch für diese Gruppe bessere Empfehlungen aussprechen zu können.

Quellen

Kissow, J., Jacobsen, K. J., Gunnarsson, T. P., Jessen, S., & Hostrup, M. (2022). Effects of Follicular and Luteal Phase-Based Menstrual Cycle Resistance Training on Muscle Strength and Mass. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 52(12), 2813–2819. https://doi.org/10.1007/s40279-022-01679-y

Jonathan Häußer
Über Jonathan Häußer 124 Artikel
Jonathan Häußer ist Arzt in der Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Sportwissenschaftler (B.A. Bewegungswissenschaft) mit einem besonderen Interesse für die Sport- und Notfallmedizin.