Intervalltraining mit Carbonsohle

Schuhe mit Carbonsohle beim Intervalltraining
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Schuhe mit Carbonsohle wie die Nike ZoomX Vaporfly Next% 2 werden vor allem im Wettkampf getragen. Vor allem auf dem Weg zum Marathon unter 2 Stunden fanden sie viel Beachtung. Ob deren Einsatz auch im Training sinnvoll ist, untersuchten jetzt Castellanos-Salamanca et al. in einer Studie mit Mittel- und Langstreckenläufern.

Auf einen Blick

  • Schuhe mit Carbonsohle wie der Nike ZoomX Vaporfly können die Laufleistung insbesondere über eine verbesserte Laufökonomie steigern.
  • Auch beim Intervalltraining steigt die Leistungsfähigkeit. Das in einer aktuellen Studie untersuchte Intervalltraining konnte mit den ZoomX Vaporfly Next% 2 schneller beendet werden.
  • Ob damit höhere Trainingsvolumina möglich sind, lässt sich noch nicht absehen. Die Schuhe mit Carbonsohle sollten aber nicht in jedem Training verwendet werden.

Was ist das Besondere am Nike ZoomX Vaporfly Next% 2?

Seit der Einführung des Nike ZoomX Vaporfly (VPF) 4% im Jahr 2017 wurden alle Weltrekorde der Männer und Frauen von 5 km aufwärts gebrochen. Der Schuh ist leichter und hat eine gebogene Carbonplatte in der Sohle, was die Längsbiegungssteifigkeit der Sohle verbessert. Zudem liegt die Carbonplatte in einem weniger dichten, aber widerstandsfähigerem Schaum. So konnten die Vaporfly-Schuhe die Leistung bei Langstreckenläufen um 2-6% verbessern. Die Laufökonomie konnte dabei um 4% verbessert werden. Dabei muss man aber auch sagen, dass es dort große interindividuelle Unterschiede gibt. Fraglich ist, ob man bei Läufen mit Schuhen mit Carbonsohlen auch weniger ermüdet. Das könnte größere Trainingsvolumina ermöglichen – und größere Trainingsvolumina sind ein Schlüssel für eine hohe Leistungsfähigkeit.

Studie untersucht Carbonsohlen beim Intervalltraining

Mit dieser Frage im Hinterkopf führten Castellanos-Salamanca und Kollegen eine Studie mit 12 gut trainierten Mittel- und Langstreckenläufer durch. Die durchschnittliche Zeit dieser Läufer über 10 km lag bei diesen bei 35,11 Minuten. Im Abstand von 7 Tagen führten sie zwei Intervalltrainingseinheiten mit einem Umfang von 5 x 1000 m mit 90 Sekunden Pause durch. Die 1000 m wurden bei der maximal möglichen Intensität gelaufen. Das eine Intervalltraining wurde mit den gewöhnlichen Laufschuhen, das andere mit den Nike ZoomX Vaporfly Next% 2 gelaufen.

Schneller beim Training mit Carbonsohle

Die durchschnittliche Zeit, um das intervalltraining zu beenden, verringerte sich mit den Vaporfly-Schuhen um 2,4%. Zwar gab es auch zwei Läufer, die mit den Vaporfly-Schuhen nicht schneller liefen. Der überwiegende Teil, also 10 von 12 (83%), lief jedoch mit den Vaporfly-Schuhen schneller. Das bestätigt andere Studien, die Verbesserungen von 2 bis 2,6% beim Marathon gezeigt haben. Da sich die Wattleistung in dieser Studie nicht veränderte, scheint die bessere Leistung auf eine Verbesserung der Laufökonomie zurückzuführen zu sein.

Mit den Vaporfly-Schuhen waren zudem die Schrittlänge und Flugzeiten länger, die Bodenkontaktzeiten dafür kürzer. Das scheint mit der höheren Geschwindigkeit beim Laufen mit diesem Schuh zu tun zu haben. Die Leistung bei Counter Movement Jumps nach dem Training unterschied sich jedoch nicht zwischen den Gruppen. Der unmittelbare Leistungsabfall nach dem Training scheint daher gleich. Jedoch war der subjektive Muskelschmerz nach dem Training mit den Vaporfly-Schuhen bei 85,7% der Läufer geringer.

Ein möglicher Faktor bei diesen Leistungsunterschieden kann auch das Gewicht der Schuhe sein. Die Vaporfly-Schuhe wogen im Durchschnitt 201,08 g, die anderen Schuhe im Schnitt 240,58 g. Allerdings sollen Unterschiede von bis zu 50 g die Leistung bei einer hohen Intensität nicht beeinflussen.

Fazit

Die Vaporfly-Schuhe führten zu einer besseren Leistung beim Intervalltraining, am ehesten durch eine verbesserte Laufökonomie. Die Ermüdung nach dem Training war aber genauso groß wie mit anderen Schuhen, jedoch war der Muskelkater bei den meisten Sportlern nicht so ausgeprägt. Ob so höhere Trainingsvolumina möglich sind, wird sich noch zeigen müssen.

Und auch wenn bessere Leistungen im Training mit diesen Schuhen möglich sind, sollten sie nicht in jeder Trainingseinheit zum Einsatz kommen, da sie mit einer höheren mechanischen Belastung für den Bewegungsapparat einhergehen.

Quelle

Castellanos-Salamanca, M., Rodrigo-Carranza, V., Rodríguez-Barbero, S., González-Ravé, J. M., Santos-Concejero, J., & González-Mohíno, F. (2023). Effects of the Nike ZoomX Vaporfly Next% 2 shoe on long-interval training performance, kinematics, neuromuscular parameters, running power and fatigue. European journal of sport science, 1–9. Advance online publication. https://doi.org/10.1080/17461391.2023.2171907

Jonathan Häußer
Über Jonathan Häußer 123 Artikel
Jonathan Häußer ist Arzt in der Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Sportwissenschaftler (B.A. Bewegungswissenschaft) mit einem besonderen Interesse für die Sport- und Notfallmedizin.